Alleine oder zu zweit

Ich möchte heute etwas über meine Erfahrungen mit der Haltung von Katzen erzählen. Viele Züchter geben ihre Coonies prinzipiell nur in Gruppenhaltung und vertreten die Ansicht, man dürfe sie nicht alleine leben lassen. Es ist sicherlich eine gute Sache, wenn man Kätzchen, die zusammen aufgewachsen sind, auch zusammen umziehen lässt. Sie sind die Gesellschaft von Geschwistern gewöhnt. Ich selbst habe auch vorzugsweise im Doppelpack abgegeben und bei der Vermittlung von ältere Tieren darauf geachtet, dass diese mit einer Freundin oder einem Freund umziehen konnten – so wie Lulu und Tochter Kerry, die heute zusammen in der Nähe von Würzburg leben und immer noch gerne gemeinsam unterwegs sind:

Das Foto wurde uns freundlicherweise von den neuen Besitzern zur Verfügung gestellt.

Trotzdem muss man – insbesondere, wenn man ältere Tiere neu vermittelt – Situationen differenziert betrachten und darf nicht pauschalisieren.

Unterschiedliche Katzenpersönlichkeiten

Wie wir Menschen sind auch Katzen unterschiedlich veranlagt. Es gibt ungestüme und schüchterne Charaktere, extrovertierte und introvertierte, aktive und passivere Typen. Manche Tiere nehmen gerne und schnell Kontakt auf zu anderen Katzen und suchen ihre Nähe. Andere bevorzugen den Kontakt zu Menschen. Und wieder andere sind gerne für sich und lieben ein zurückgezogenes Leben. Auch das Alter der Tiere steuert ihr Verhalten und ist zu berücksichtigen. Kastratinnen und Kastraten zeigen zudem ein anderes Verhalten als potente Tiere.

In unserem Katzenhaushalt mit derzeit neun, inzwischen kastrierten Coonies, leben die unterschiedlichsten Typen. Selbst Tiere, die miteinander verwandt sind, unterscheiden sich in ihrem Verhalten. Während Patty es bevorzugt, täglich mehrfach auf Rundgängen alleine durch den Garten zu streifen und nach der Rückkehr friedlich in dem Raum zu schlafen, in dem sie früher ihre Jungen aufgezogen hat, hält sich Carlotta, die ebenso gerne im Garten unterwegs ist, danach wie ein Hund in meiner Nähe auf und liegt immer dort, wo ich gerade bin. Sie möchte meine persönliche Zuwendung und schaut mir mehrfach täglich tief in die Augen, um sich meiner Zuneigung zu versichern.

Lilly ist an meiner Person eher deshalb interessiert, weil ich das Futter verteile. Amüsiert beobachte ich, wie sie sofort laut über Hunger klagt, sobald ich mich der Futterschublade nähere. Meine Nähe braucht sie nicht sehr oft, für sie ist Sattheit das höchste der Gefühle. Aber sie sucht auch häufig nach Liebesbeweisen anderer Katzen. Sehr zum Leidwesen unserer alten Katzendame Kailani, auf die Lilly sich mit ihren 6 kg fallen lässt. Kurz wird sie dann von Kailani gepflegt, bevor sie sich wegen ihrer Aufdringlichkeit Ohrfeigen einfängt und schmollend abzieht.

Puma, sehr selbstbewusst und eigenständig, ist erst in den letzten Jahren anhänglicher geworden und hat in der Katzengruppe die Wachfunktion inne, die sie von ihrem Hochstuhl in der Küche aus gewissenhaft ausführt. Gibt es Streit zwischen zwei Tieren, geht sie sofort dazwischen. Eine sehr nützliche Funktion!

Bella Blue hat ein sehr liebes Wesen und ist voll und ganz in die Gruppe integriert, aber auch sie beobachtet lieber von ferne, als sich voll und ganz zu beteiligen. Sie spielt gerne mit Carlotta und holt sich Streicheleinheiten zeitweilig bei uns ab, wenn sie sie benötigt. Sie braucht sowohl Katzen als auch Menschen. Lucie, unser black tortie white Mädchen mit Foundationgenen, ist an Katzengesellschaft nur sehr selten interessiert. Am liebsten zieht sich mit mir ins Büro oder auf geschützte Plätze zurück. Sie hat starke Vorlieben und Abneigungen, empfindet die Gesellschaft bestimmter Katzen als Bedrohung und knurrt warnend, wenn ihre beiden Feindinnen sich nähern. Puma liebt sie sehr, die Zwei liegen oft zusammen. Und auch Lilly ist eine beliebte Spielpartnerin.

Unsere beiden Kater Amon und Nathan sind sehr eng miteinander befreundet. Dieses Verhalten haben wir häufig bei Katern beobachtet. Auch Sam und Acamas, auf dem Eingangsbild zu sehen, lieben sich sehr und hängen zusammen ab.

Unsere Kätzinnen gehen auch gerne mal eigene Wege. Nur mit ihren Kitten halten sie natürlich immer engen Kontakt, wie auf dem folgenden Bild von Lilly und ihrer Tochter Diane (DeeDee) zu sehen ist, die jetzt in der Cattery Westeros in Norwegen lebt.

Es ist schön, unsere Katzengruppe zu beobachten, die Veranlagungen der Tiere zu betrachten und dafür zu sorgen, dass jede Katze zu ihrem Recht kommt. Doch brauchen alle unsere Katzen die Gesellschaft anderer Katzen? Definitiv nicht. Lucie beispielsweise glaubt mit Sicherheit, ich sei ihre Mutter. Sie ist als Einzelkitten aufgewachsen und ihre Mutter Arryn fand es nicht lohnend, sich um dieses Baby intensiv zu kümmern. So wurde sie stärker auf mich geprägt. Sie könnte definitiv ohne weitere Katzen leben, ohne unglücklich zu sein. Auch Patty wäre wahrscheinlich damit zufrieden, alleine zu leben. Bedingung wäre, dass sie gleichzeitig ausreichenden Auslauf im Freien hätte. Die Jagd auf Mäuse und Katzen ist wichtig, kätzische Gesellschaft und Kommunikation aber sind zweitrangig für sie. Unser Nathan ist zwar eng mit Amon, aber so menschenbezogen, dass er gut damit zurecht käme, alleine zu sein. Familienanschluss vorausgesetzt. Wogegen Puma, Carlotta, Lilly und Bella tatsächlich sehr gerne miteinander in der Gruppe leben und alleine durchaus unglücklich wären.

Indoor, outdoor

Ein wichtiger Punkt, der darüber entscheiden kann, ob eine Katze alleine oder in der Gruppe leben sollte, ist die Frage des Lebensraums. Freigänger haben ausreichende Möglichkeiten, ihre Sinne zu schärfen und Kontakte zu in der Umgebung lebenden Katzen zu finden. Für sie ist es nicht zwingend notwendig, kätzische Kontakte im eigenen Haushalt zu haben. Katzen aber, die indoor leben und deren Besitzer ganztags zur Arbeit gehen, dürfen niemals alleine in einer Wohnung eingesperrt werden. Sie würden sehr unter der Einzelhaltung leiden. Gemeinsam Neues zu entdecken, gemeinsam zu spielen oder zu jagen, ist besonders für junge Coonies maßgeblich. Nun steht die Entscheidung „indoor-outdoor“ für Maine-Coon-Liebhaber meistens aufgrund der Forderung vieler Züchter, dass Katzen nur im Haus gehalten werden sollten, gar nicht an. Ich muss gestehen, dass ich selbst diese Frage ebenso differenziert betrachte wie die Haltung als Einzel- oder Gruppenkatze. Ich habe auch schon ältere Tiere, deren Art für eine Einzelhaltung sprach, in Regionen vermittelt, in denen Freigang kein Problem darstellte. Wobei mir gesicherte Haltung, allerdings mit Frischluftzugang, gerade bei den jungen Kätzchen immer ein besseres Gefühl vermittelte. Die Gefahren dort draußen sind nicht zu unterschätzen. Auch der Aufenthalt auf dem Balkon kann ja durchaus aufregend sein, wenn ein Krabbeltier vorbeikommt.

Entscheidungshilfen

Ich bin gerne immer dazu bereit, meine Erfahrungen mit anderen Katzenmenschen zu teilen und sie zu beraten. Gleichzeitig möchte ich alle, die sich mit der Frage der Einzel- oder Gruppenhaltung beschäftigen, auf den Workshop „Der Mehrkatzenhaushalt: Ein Workshop zu Chancen und Problemen des Mehrkatzenhaushalts“ der Your Cat Katzenakademie hinweisen.

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